»Will uns der verarschen?«

Kurt Palm, Bad Fucking, rororo 2011, 9,99 €
Den Gesetzen des Genres Kriminalroman folgend, sollte die Handlung eine Tat beinhalten und der Ordnung halber auch einen Täter. Das Beides gerne auch im Plural. Weitergehende Handlung nicht ausgeschlossen. Und wenn das Kapitalverbrechen nur als MacGuffin taugt, um Region, Milieu oder die Gesellschaft insgesamt vorzuführen.
Tote gibt es in Wien, vor allem aber im titelgebenden Ort höchstselbst, allwo sie in der Kühlkammer des Metzgers gelagert werden, weil die des Bestatters defekt ist. Daß nun etwa nicht eine großangelegte Untersuchung staatsbehördlicherseits durchgeführt wird, liegt an der durch die Anwohner beklagten Tatsache, daß Bad Fucking aufgrund von Lawinenabgängen in einer von Bergen umgebenen Sackgasse liegt. Und daran, daß die örtliche Dienststelle des landesüblichen Ordnungshüterwesens mehrere Reformschritte des Polizeiapparates nicht mitgekriegt und deswegen nicht mitgemacht hat. Stellen Sie sich die Ihnen bekannten satirischen Provinzdarstellungen vor, rechnen Sie einen Österreichbonus drauf, und dann ist es noch ein bißchen bekloppter.
Wenn Sie von der Lektüre eines belletristischen Romans Handlung im eigentlichen Sinne erwarten, gar von der Lektüre eines Kriminalromans Handlung im oben beschriebenen Sinne, dann könnte dieses Buch für Irritationen sorgen. Erwarten Sie also besser erst mal nix. Sondern lesen Sie einfach mal.

 

 

 

p.s.: Der Ortsname selbst ist abgeguckt, wiewohl der Autor ihm des Effekts, des Wortwitzes oder der Charakterisierung wegen den Status eines Kurortes verliehen hat.