“Heute war mein Hochzeitstag, aber ich weiß nicht, der wievielte. Meine Frau sagt, der zehnte.”

Samuel Pepys, Die geheimen Tagebücher, hg. v. Volker Kriegel und Roger Willemsen, Eichborn, 29,90 €
Daß auf dem Vorsatzblatt dieser in jeder Hinsicht erfreulichen Ausgabe der ‘geheimen Tagebücher’ von Samuel Pepys neben Volker Kriegel auch Roger Willemsen als Herausgeber firmiert, ist der Tatsache geschuldet, daß Volker Kriegel im Juni 2003 verstorben ist. Daß es dieses Buch, an dem er lange und freudig gearbeitet hat, trotzdem gibt, ist neben Willemsen der Witwe Ev Kriegel und den zahlreichen Zeichnern (u.a. FW Bernstein, Robert Gernhardt, Bernd Pfarr, Michael Sowa und FK Wächter) zu danken.
Samuel Pepys war Mitglied der englischen Marine und der höheren Bürgerschicht, bis heute bekannt aber ist er für seine Tagebücher, die er in einer Art Privatcode notierte, der erst 1825 soweit entschlüsselt war, daß eine erste Ausgabe möglich war. Nun mag es verwundern, daß sich jemand die Mühe macht, fremder Leute Tagebücher nicht nur zu lesen, sondern sie davor noch mühsam zu entschlüsseln. Zum Teil mag das an der Hoffnung gelegen haben, wertvolle historische Schlüsse zu gewinnen, für den heutigen Leser aber liegt der hauptsächliche Reiz in der Art und Weise, in der Pepys seine Zeit und seine Landsleute, aber auch sich selbst präsentiert und auf den Arm nimmt. Das erinnert in der Übersetzung von Georg Deggerich zuweilen an die Sudelbücher Georg Christoph Lichtenbergs und macht die Lektüre über weite Strecken zu einem erfreulichen Erlebnis. Ebenso erfreulich sind die Illustrationen, die Freunde und Bewunderer Kriegels geliefert haben, so daß es sich hier nicht nur um ein Denkmal für Samuel Pepys handelt, sondern ebenso um eines für Volker Kriegel.