Paul Celan, Die Gedichte. Kommentierte Gesamtausgabe, Suhrkamp, 20 €
Die Todesfuge von Paul Celan hat wohl jeder in der Schule zu sich genommen. Zu Recht. Damit hat es sich dann meistens aber auch. Zu Unrecht. Weil Celan in dem Ruf steht, komplizierte und unverständliche Hochliteratur zu schreiben, die sich nur dazu eignet, philologisch hin und her gedreht zum Thema einer germanistischen Doktorarbeit zu werden. Und wie bei den meisten im Volksmund tradierten Meinungen über Dichter handelt es sich auch hier um ein Vorurteil. Man kann Celan lesen. Ohne Magistergrad oder Staatsexamen. Und mann kann Spaß dabei haben. Wenn man will. Hilfreich ist dabei eine vernünftige Edition, die lesbare Texte und einen brauchbaren Variatnten- und Kommentarapparat miteinander verbindet. Und nicht den Rahmen des Budgets sprengt. Exakt 1000 Seiten umfaßt die von Barbara Wiedemann herausgegebene Sammlung nicht nur der von Celan selbst veröffentlichten, sondern auch der aus dem Nachlaß publizierten Gedichte. Im Taschenbuch, ohne teuren Schweinshodenleder-einband, der die Werkausgabe wie die Speisekarte des Gasthauses “Zum toupierten Hirschen” aussehen läßt. Dafür benutzbar, ohne die Ehrfurcht vor dem an den Rand geschmierten Kommentar oder dem zum schnellen Wiederfinden abgeknickten Seitenrand. Und preisgünstig. Fein.