Klassiker im Taschenbuch

JW Goethe, Faust, 2 Bde., hg. v. Albrecht Schöne, 25 €
Deutsche Lyrik des frühen und hohen Mittelalters, hg. v. Ingrid Kasten, 18 €

Vom Deutschen Klassiker Verlag war man bisher vor allem eins gewohnt: vielbändige Werkausgaben zum Preis von vielstelligen Eurobeträgen. Erfreulicherweise beschränkt sich das Angebot dabei nicht auf die siebzehntausendste Goethe- und die achthundertste Schilleredition, sondern wagt sich auch an die nicht ganz so oft in Bronze auf Theatervorplätzen stehenden Autoren. Besonders erwähnens- und lobenswert sind daneben Sammel- und Übersichtsbände wie z. B. “Deutsche Spiele und Dramen des 15. und 16. Jahrhunderts”. Das alles ist trotz der schwankenden Qualität der Editionen ein feines Angebot. Nur eben mit durchschnittlichen Geldvorräten kaum zu bezahlen. Um so feiner darum jetzt die Reihe “Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch”, die einzelne Teilbände oder Auszüge bezahlbar verfügbar macht, ohne Lesebändchen und Goldschnitt, aber mit dem Kommentarapparat der gebundenen Ausgabe. Zwar ist der Faust auch für 5,60 € im Reclamheftchen zu kriegen, aber wenn man den dem Vernehmen nach bahnbrechenden Kommentar von Albrecht Schöne und die vielen kritisch edierten Details – ‘Paralipomena’, Vorstufen etc. – mitrechnet, sind 25 € für zwei Bände im wahrsten Sinne des Wortes preiswert.
Ausnehmend schön ist auch der Band “Deutsche Lyrik des frühen und hohen Mittelalters”. Auch hier sind die Texte irgendwo anders vielleicht sogar billiger greifbar. Aber auch hier sprechen sowohl die Zusammenstellung als auch der Kommentar für dieses Taschenbuch. Der 6 Bände umfassenden Startauflage sollen jeweils zum Frühling und zum Herbst jeden Jahres 4 Neue folgen. Wir sind gespannt.

“Wer zwey Paar Hosen hat, mache eins zu Geld und schaffe sich dieses Buch an.”

Georg Christoph Lichtenberg, Die Aphorismen-Bücher, hg. v. Albert Leitzmann, Haffmans bei Zweitausendeins, 7,99 €
Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher. Kritische Ausgabe, 3 Bde., hg. v. Wolfgang Promies, dtv, 29 €

Lichtenberg ist in Mode und das schon seit einiger Zeit. 1999, zur Feier seines 200sten Todestages, erschienen diverse Auswahlbände seiner besten Aphorismen, die besseren davon herausgegeben von Robert Gernhardt. In diesem Jahr nun, ohne ersichtlichen kalendarischen Anlaß, behaupten zwei Neuerscheinungen von sich, die authoritative Gesamtausgabe der Sudelbücher zu sein. Gerd Haffmans bringt bei Zweitausendeins, ganz im Sinne der an dieser Stelle schon des öfteren lobend erwähnten Politik der preisgünstigen Klassikerausgaben, die Anfang des 20. Jahrhunderts erschienene Edition von Albert Leitzmann heraus und überschüttet den potentiellen Leser auf dem Umschlag mit Lobeshymnen großer Namen auf Lichtenberg und diese Edition, die im Gegensatz zu vielen anderen die vollständigen Texte in ihrer originalen Gestalt enthalte. Zumindest der zweite Anspruch fällt beim flüchtigen Blättern anhand z. B. der vielen ys anstelle von is ins Auge. In Bezug auf den ersten muß man sich auf den Ruf der Edition oder die vielfältigen Beteuerungen der Neuherausgeber verlassen. Des weiteren findet sich am Ende des Buches ein umfangreiches Sach- und Personenregister.
Nur ein paar Monate später bietet der dtv jetzt eine Ausgabe an, die der Werkausgabe Lichtenbergs im Hanser Verlag folgt und wiederum deutlich umfangreicher ist. Der erste Band enthält den beinahe mit der Zweitausendeins-Ausgabe identischen Textbestand. In Band zwei folgen ergänzend die von Leitzmann ausgelassenen Texte sowie Tagebücher und Materialsammlungen Lichtenbergs zu anderen Werken, den Registern ist ein eigener Band gewidmet.
Welche Ausgabe ist nun empfehlenswerter? Das hängt von mehreren Faktoren ab. Zum ersten: die Zweitausendeins-Ausgabe ist deutlich billiger und damit erschwinglicher. Wer Lichtenberg kennenlernen will, sich einfach nur über gelungene Beobachtungen und Formulierungen freuen wil ist hier sicherlich an der richtigen Adresse. Zumal rund 900 Seiten Text auch schon eine Menge Aphorismen bieten. Zum zweiten: wer Vollständigkeit sucht, wer eine zitable Ausgabe um eigenen Regal stehen haben möchte, fährt mit der dtv-Ausgabe besser, muß dafür aber auch mehr als das dreifache ausgeben.

Kraut und Rüben

Frauen Fragen Feuerstein und sieben andere F- Wörter, Heyne, 12 €
Für die ganz Kleinen: Feuerstein war mal das, was heute Manuel Andrack ist: der Punshing-Partner von Harald Schmidt in dessen Sesamstraße für Erwachsene. Die allerdings damals noch anders hieß. Davor war er der Mann, der versucht hat, die Zeitschrift MAD nach Deutschland zu bringen. Und jetzt reist er fürs Fernsehen in fremde Länder und schreibt anschließend Bücher drüber oder sitzt als Ratehansel in einer Seindung ein, die vor der Einführung des Farbfernsehens sicher mal das Nonplusultra der Fernsehunterhaltung war. Sein neustes Buch versammelt Gedöns aus allen Epochen seines Tuns. Nichts Epochales allerdings. Sondern das, was man gerne als dummes Zeuch bezeichnet. Mal gut, häufig vor allem albern, ab und zu richtig schlecht. Bloß nicht am Stück durchlesen!

PS Jetzt hab ichs durch. Mal im Ernst, Feuerstein: Mag ja sein, daß Sie diese Art Humor erfunden oder für dieses Land neu erfunden haben. Aber jetzt reichts.

Für Nachmittage am stinkenden Grill

Max Goldt, Die Radiotrinkerin, rororo, 7,90 €
Es war Mittag, als dieses Buch ankam und für den Nachmittag waren Gäste zu erwarten. Zum Grillen. Und als diese Gäste auf dem Heimweg waren, war der zur Bewachung des Grills abgestellte Rezensent fertig mit Lesen und das Buch arg mit Marinade besudelt. Was für das Buch spricht. Weil der geneigte Rezensent es eben kaum aus der Hand gelegt hat. Was wiederum nicht für den Rezensenten spricht, daß er so mit neuen Büchern umgeht. Es handelt sich bei besagtem Buch um einen Sammelband mit frühen Texten von Herrn Goldt, die in grauer Vorzeit schon einmal im seligen Haffmans Verlag erschienen war und nun bei rororo erneut das Licht der Welt erblickt. Und das ist auch ganz gut so.